Sind meine Ängste irrational?

Wahrscheinlich schon. Habe ich aufgrund dieser Erkenntnis weniger Angst? Wahrscheinlich nicht.

"Was denn: Du traust Dich nicht, in einer Diskussion laut deine Meinung zu sagen? Tu es doch einfach. Tut gar nicht weh! Und gefressen wirst du auch nicht. Es gibt gar keinen Grund, Angst zu haben..."

Wer kennt sie nicht, die tollen Tipps und Ratschläge, die man zu hören bekommt, wenn es um Ängste geht. Nur helfen tun sie eher selten.

 

Mein persönliches Highlight: Früher litt ich unter starker Flugangst und habe bereits bei der Flugbuchung angefangen, mir Sorgen zu machen. Irgendwann hat es mir gereicht und ich habe für viel Geld ein Seminar gegen Flugangst besucht. Genutzt hat es mir leider nichts.

 

Die Referentin eröffnete das Seminar mit den Worten, dass sie fasziniert darüber sei, wie viele Leute sich von ihren Ängsten davon abhalten zu lassen, etwas Bestimmtes zu tun. Gerade das Fliegen sei doch so sicher, dass es keinerlei rationale Gründe dafür gebe, Angst davor zu haben. Und dann erläuterte sie in aller Ausführlichkeit, wie Flugzeuge funktionieren, warum sie fliegen und dass sie die sichersten Verkehrsmittel seien.

Vielen Dank für die Information, dachte ich, und war sicher, dass sämtliche Seminarteilnehmer das bereits wussten. Der Umstand, dass deren – und meine – Angst jeweils ganz andere Gründe hatte als fehlendes Wissen um die Sicherheit und Technik des Fliegens, spielte leider überhaupt keine Rolle.

 

Die meisten Ängste in der westlichen Welt sind irrational, also durch sachliche Gründe nicht gerechtfertigt. Aber sie sind trotzdem da und damit sehr real.

Wenn wir irrationale Angst empfinden, kann man dieser gerade nicht mit sachlichen Argumenten auf der rationalen Ebene begegnen.

 

Hat jemand Angst vor einer Prüfung, weil er nicht gelernt hat und sich mit dem Thema nicht auskennt, ist diese Angst sachlich begründet. Indem er sich gut vorbereitet, kann er dieser Angst entgegenwirken.

Hat man jedoch gut gelernt und kennt sich im Thema aus, ängstigt sich aber trotzdem übermäßig angesichts der Prüfung, dann gibt es keinen sachlichen Grund dafür. Weil die Angst trotzdem da ist, muss es andere Ursachen geben. Und die gibt es.

Es ist wichtig, zu wissen, dass Angst immer eine Schutzfunktion hat - nicht nur dann, wenn sie begründet ist. Angst sichert das Überleben von Menschen und Tieren. Aber sie tritt eben auch in Situationen auf, die rational betrachtet nicht lebensbedrohlich sind. Trotzdem dient sie als Schutz.

Das liegt daran, dass diese Situationen nicht vom bewussten Verstand, wohl aber vom Unterbewusstsein als gefährlich eingestuft werden. Und sobald das Unterbewusstsein die Steuerung übernimmt, haben wir auf unseren bewussten Verstand keinen Zugriff mehr. Deshalb hilft es nicht gegen Flugangst, zu hören, dass Fliegen sicher ist: Der Verstand weiß das, aber in diesen Momenten regiert der Bauch. Und der hat Angst.


Um in solchen Fällen Abhilfe zu schaffen, muss man anders ansetzen als mit rationalen Argumenten. Man muss dafür sorgen, dass wir - und insbesondere unser Unterbewusstsein - uns wieder sicher fühlen. 

 

Ein erster Schritt, der Betroffenen dabei hilft, ist, dass ihre Angst als real anerkannt und nicht mit vielleicht gut gemeinten, aber sinnlosen Ratschlägen abgetan wird.

Und danach sollte man sich auf die Suche nach den Ursachen machen. Nicht immer sind diese offensichtlich. Flugangst hat beispielsweise oft, aber nicht ausschließlich, mit Themen wie Kontrolle und Kontrollverlust zu tun.

 

Wenn Sie keine Ahnung haben, worum es sich bei Ihnen handeln und was als Auslöser für Ihre Angst in Frage kommen könnte, können Sie sich anhand Ihrer körperlichen Empfindungen auf die Suche machen. Jeder empfindet seine Angst auf andere Weise. Sie ist in der Regel mit einem ganz bestimmten körperlichen Gefühl verbunden. Zum Beispiel schnürt sich der Hals zusammen oder es drückt im Magen.

Fragen Sie sich, woher Sie dieses (körperliche) Gefühl kennen und wann Sie es zum ersten Mal empfunden haben. So können Sie der Ursache auf die Spur kommen. Wenn Ihnen ein bestimmtes Ereignis in den Sinn kommt, Sie aber gleichzeitig den Gedanken haben, dass das unmöglich der Auslöser sein könne, ist dies, so paradox es klingt, häufig der Hinweis darauf, dass Sie auf der richtigen Spur sind. Wie Sie bei der Ursachenforschung am besten vorgehen, habe ich am Beispiel Redeangst
in diesem Artikel beschrieben.

Meine Flugangst war, wie nicht anders zu erwarten, nach dem Seminar unverändert. 10 weiteren von insgesamt 12 Teilnehmern ging es ähnlich. Ich war frustriert.


Zum Glück habe ich einige Jahre später in einem ganz anderen Kontext EFT/Klopfakupressur entdeckt. Im Zuge dessen habe ich meine Flugangst mithilfe einer kompetenten Kollegin schließlich in den Griff bekommen. Sie hat getan, was ich oben beschrieben habe: Die Angst weder als irrational abgetan noch weise Ratschläge gegeben, sondern mit mir die Ursachen ergründet und dafür gesorgt, dass sich ein inneres Gefühl der Sicherheit einstellt. Das war die Lösung.

 

Haben Sie auch schon erlebt, dass Sie unter einer sachlich nicht begründeten Angst leiden, aber alle Tipps und Ratschläge nicht helfen und Sie das Gefühl haben, nicht ernstgenommen zu werden? Ich bin gerne für Sie da, wenn Sie Unterstützung benötigen.  Ich arbeite als Personal Coch online oder in meinem Büro in Berlin Prenzlauer Berg. Melden Sie sich gerne, wenn Sie Fragen haben oder sich in einem kostenlosen Erstgespräch näher informieren möchten.

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